Am 30. Juni 2021 veranstaltete die Bonner Akademie in Kooperation mit der RAG-Stiftung und der Brost-Stiftung eine Diskussionsveranstaltung mit Livestream aus dem Erich-Brost-Pavillon auf der Zeche Zollverein. Mit dabei waren u. a. Armin Laschet, Bernd Tönjes, Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Rolf Buch, Hildegard Müller, Peter Großmann sowie Prof. Bodo Hombach.
Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung, begrüßte die Gäste und die Zuschauenden im Livestream aus dem „schönsten Raum im Ruhrgebiet“ und vermittelte einen Eindruck von dem Zechengelände als bestes Beispiel gelebter Transformation. Eingehend auf die perfekte Symbiose aus Vergangenheit und Zukunft im Ruhrgebiet, solle die zunehmend erfolgreiche Transformation durch die Veranstaltung weiter vorangebracht werden. „Wenn wir unsere Kräfte in der Region bündeln, dann besteht kein Zweifel, es geht voran“. Prof. Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, knüpfte in seiner Begrüßung an die Worte von Bernd Tönjes an, die Transformation von Vergangenheit und Zukunft sei im Gange. Die Frage nach dem Ruhrgebiet als Modell für Europa greife hoch, „aber nur so kann man wachsen.“
In seiner Impulsrede ging Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, darauf ein, dass Europa und das Ruhrgebiet viel mehr miteinander zu tun haben, als uns oft bewusst sei. Das Ruhrgebiet habe in unterschiedlichen Bereichen enorme Erfolge zu verzeichnen – von einer der dichtesten Hochschul- und Forschungslandschaften Europas, einer vielfach international beachteten Kulturlandschaft bis hin zu der Bewahrung bzw. Wiederherstellung der natürlichen Schöpfung in einer dicht besiedelten und hochindustrialisierten Region, die unter großer Anstrengung wieder grün geworden sei. Im Ruhrgebiet sei bereits viel geschehen, auch wenn der Strukturwandel nicht in allen Teilen schnell genug vorangeschritten sei. Ziel müsse es nun unter anderem sein, das Ruhrgebiet als Innovationsregion zu stärken, Talentschulen zu errichten und „Familien gezielt in den Bildungsambitionen der Kinder zu unterstützen“. Um die Herausforderungen im Ruhrgebiet bewältigen zu können, brauche es eine europäische Einbettung und einen Austausch mit anderen Regionen mit gleichen Strukturwandel-Themen und gleichen Herausforderungen des Klimawandels. „Erfolgsmodelle kennenlernen, gemeinsame Arbeit verbessern und verfeinern, aber auch die besonderen Faktoren vor Ort im Blick haben, das ist der Weg.“
Durch den Abend führte der Journalist und Moderator Peter Großmann, der die Impulse des Ministerpräsidenten in die Diskussion mit Rolf Buch, Moderator Initiativkreis Ruhr, Hildegard Müller, Präsidentin Verband der Automobilindustrie und Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstand RAG-Stiftung, aufnahm. Frau Hildegard Müller betonte zu Beginn der Diskussion die Vielfalt im Ruhrgebiet: „Was Transformation heute auszeichnet, ist, dass man genau diese Vielfältigkeit braucht, um gut zu sein und um die großen Veränderungen, die auf uns zukommen – in den verschiedensten Branchen und in der Industrie – zu gestalten.“ In vielen Bereichen müsse man jetzt größer und mutiger denken und die Herausforderungen des Klimaschutzes mit der Herausforderung, Industrieland bleiben zu wollen, parallel entwickeln. Frau Müller sieht große Herausforderungen in der Transformation, vor der die Automobilindustrie steht, diese sei sicher die größte seit der Erfindung des Autos. Frau Bärbel Bergerhoff-Wodopia erläuterte den riesigen Bedarf, chancenbenachteiligte Jugendliche mitzunehmen und zu fördern. Hierfür setzt sich die RAG-Stiftung ein: „Bildung ist ein Schlüssel zum Erfolg.“ Rolf Buch sieht vor allem große Entwicklungen in der Zusammenarbeit zwischen den Städten. Es gehe voran, dass alle sehen, dass das Ruhrgebiet eine gemeinsame Region ist. Das Ruhrgebiet habe das Potential, ein Mittelpunkt für Gründerinnen und Gründer zu werden, so Frau Bergerhoff-Wodopia: „Die Kraft, der Mut und das Wissensmanagement – das ist vor Ort, das ist da und das müssen wir nutzen“. Frau Müller stimmte zu: Im Ruhrgebiet gäbe es eine große Chance durch den kreativen Geist, die vielen Studierenden und die sich stark entwickelnde Startup-Szene und gleichzeitig eine große Industrie. Rolf Buch formulierte als Wunsch für die Zukunft des Ruhrgebiets: „Wenn die Liebenden davon träumen, im Ruhrgebiet zu sein und nicht mehr in Paris, dann haben wir es geschafft.“
Zu Gast war zudem Michael Mronz, Geschäftsführer der Rhein Ruhr City GmbH, der gemeinsam mit Peter Großmann über die Rolle von Großveranstaltungen im Ruhrgebiet sprach. Die Chancen, die in der Region liegen, ließen sich in drei Kriterien aufteilen: Digitalisierung, vernetzte Mobilität und Nachhaltigkeit. Der Sport und Großveranstaltungen hätten Kraft, gäben Motivation und seien ein Enabler in vielen Bereichen. Auch wenn die Olympischen Spiele 2032 nicht im Ruhrgebiet stattfinden würden, so bleibe die Idee weiterhin bestehen. Zudem gebe es in den nächsten Jahren weitere anstehende Projekte, wie die Ruder-WM in Duisburg.
Die Diskussion wurde durch drei Kurzfilme mit Eindrücken aus dem Ruhrgebiet sowie Statements von Vertreterinnen und Vertretern der Region bereichert. Im einleitenden Film zum Thema „Das Ruhrgebiet von gestern, heute und morgen“ gab es unter anderem kurze Impulse von Andreas Tyrock, Chefredakteur der WAZ, Prof. Dietrich Grönemeyer, Mediziner und Autor, Lena Fiedler, Journalistin und Autorin, Olaf Kröck, Intendant der Ruhrfestspiele, Dr. Hans-Christoph Seidel, Geschäftsführer der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets sowie Dr. Wolfram Eilenberger, Schriftsteller und ehemaliger Stadtschreiber Ruhr. Der zweite Film „Das Ruhrgebiet hautnah“ ließ vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner der Region zu Wort kommen und zeigte vielfältige Landschaftsaufnahmen aus dem Ruhrgebiet. Passend zur thematischen Diskussion wurde im letzten Teil der Veranstaltung ein Filmbeitrag zum „Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet“ gezeigt, in dem Gründerinnen und Gründer aus der Startup-Szene des Ruhrgebiets berichteten.
Hier können Sie sich die Online-Diskussion in voller Länge anschauen.
Bilder: BAPP / Günther Ortmann