Am 3. September widmete sich die Bonner Akademie im Rahmen einer Podiumsdiskussion den Chancen der deutsch-niederländischen Beziehungen. Zu der Frage „Niederlande und NRW: Bei Verkehr und Mobilität voneinander lernen?“ diskutierten Hendrik Wüst, MdL, Minister für Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Cora van Nieuwenhuizen, Ministerin für Infrastruktur und Wasserwirtschaft des Königreichs der Niederlande, und Prof. Dr. Roman Suthold, Leiter Verkehr und Umwelt des ADAC Nordrhein e.V. Jörg Zajonc, Geschäftsführer von RTL West, leitete die Diskussionsrunde. Veranstaltungsort war die Zeche Zollverein in Essen, eine Ikone des Wirtschaftswunders, wie auch die niederländische Ministerin in ihrem Eingangsstatement anmerkte.
Bilder BAPP / Günther Ortmann
Die Begrüßung des Abends übernahm Prof. Bodo Hombach, Präsident der Bonner Akademie. Die Relevanz der Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Nordrhein-Westfahlen illustrierte er anhand der 400km langen geteilten Grenze: Diese sei heute weniger als solche zu verstehen, sondern viel eher als Ort des Übergangs und Austauschs.
Daran knüpfte das Eingangsstatement der Ministerin Cora van Nieuwenhuizen an. Sie verwies auf die gemeinsame Absichtserklärung des Königreichs und des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslandes aus dem Jahr 2018. Ergänzt durch ein Abkommen, das 2019 von fünf niederländischen Provinzen und NRW getroffen wurde, ziele dieses auf die Verbesserung von Mobilität, Nachhaltigkeit und Sicherheit ab. Erklärtes Ziel sei unter anderem, den Straßenverkehr zu entlasten, indem man insbesondere beim Warentransport verstärkt auf den Ausbau von Binnenschifffahrt und digitalen Logistikleistungen setzte.
Minister Hendrik Wüst lobte in seinem Eingangsstatement den niederländischen Partner. In vielerlei Hinsicht seien die Niederlande in den Bereichen Infrastruktur und Mobilität ein Vorbild, etwa bei der Berücksichtigung des Verkehrsflusses in ihrem Baustellenmanagement.
An diese Lobpreisung anknüpfend eröffnete der Moderator Jörg Zajonc, Geschäftsführer von RTL West, die anschließenden Podiumsdiskussion mit der Frage, was die Niederländer den Deutschen voraushätten. Van Nieuwenhuizen entgegnete, dass die vielen Ballungsräume in den Niederlanden eine gute Voraussetzung für eine gute Infrastruktur seien. Darüber hinaus sei das vorbildliche Wassermanagement darauf zurückzuführen, dass ein Großteil des Landes unter dem Meeresspiegel liegt und den damit einhergehenden Herausforderungen nun einmal begegnet werden müsse – die Niederländer seinen in dieser Hinsicht ein sehr pragmatisches Volk.
Demgegenüber diagnostizierte Prof. Dr. Roman Suthold, dass in Deutschland jahrzehntelang eine Ideologisierung der Verkehrspolitik stattgefunden habe. Das daraus resultierende Erkenntnisproblem sei nun einem Umsetzungsproblem gewichen. Mittlerweile habe eine politische Versachlichung des Themas stattgefunden, sagte auch Minister Hendrik Wüst. Dies sei als große Chance zu werten, man könne sich nun der pragmatischen Herangehensweise des niederländischen Nachbarn annähern. Aktuell werde etwa besonders in die Verkürzung von Baustellenzeiten investiert.
Die Conclusio hielt Dirk Brengelmann, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Königreich der Niederlande. Die Veranstaltung habe gezeigt, wie eng die deutsch-niederländischen Beziehungen heute sind – nicht nur im Bereich Verkehr und Mobilität. Auch in den Bereichen Außenpolitik, Sicherheit und Verteidigung, EU-Politik, Klima, Wirtschaft und Handel sowie Kultur stütze sich das Verhältnis auf vertrauensvoller Zusammenarbeit.