„Meinung oder Wahrheit – verengt Expertentum den politischen Diskurs?“

Hier finden Sie Eindrücke der Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Markus Gabriel und Prof. Dr. Hendrik Streeck.

Um Fragen der wissenschaftlichen Politikberatung und des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik im Spannungsfeld und als Schnittstelle zu diskutieren, haben die Bonner Akademie (BAPP) und die Brost-Akademie am 13. Mai 2024 zur Veranstaltung „Meinung oder Wahrheit – verengt Expertentum den politischen Diskurs?“ eingeladen.

Vor über 200 Teilnehmenden debattierten Prof. Dr. Markus Gabriel, Philosoph, Professor an der Universität Bonn und Direktor des Center for Science and Thought, sowie Prof. Dr. Hendrik Streeck, Virologe, Professor und Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn, über den Einfluss von (wissenschaftlichem) Expertentum in politischen Beratungsprozessen.

Prof. Dr. Volker Kronenberg, Akademischer Direktor und Professor am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn

Prof. Dr. Volker Kronenberg (Akademischer Direktor und Professor am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn) begrüßte die Gäste und leitete den Abend ein. In seiner Begrüßung verwies er darauf, dass die Wissenschaft den Trägerinnen und Trägern der Politik wichtige Erkenntnisse zur Verfügung stellt: „Expertentum verengt nicht die Politik, sondern erweitert den Erkenntnisstand.“

Prof. Dr Markus Garbiel, Philosoph, Professor an der Universität Bonn und Direktor des Center for Science and Thought

Prof. Dr. Markus Gabriel zitierte Max Weber und ging darauf ein, dass Weber die Abhängigkeit der beiden Systeme zueinander im Spannungsfeld unterschätze: „Wissenschaft braucht Politik und die Politik einen Zugang zur Wissenschaft.“
Im Laufe der Diskussion betonte Gabriel unter anderem die Verantwortung der Moderne, die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik zu lösen. Laut Gabriel können beide Systeme miteinander koexistieren, wichtig sei jedoch zu bedenken: „Es gibt objektives Wissen, aber Wissenschaft erhebt Wissensansprüche, die scheitern können und von anderen geprüft werden müssen.“

Prof. Dr. Hendrik Streeck, Virologe, Professor und Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn

Prof. Dr. Hendrik Streeck widmete sich dem Wert der Wissenschaft für eine stabile und informierte Demokratie. Bei der wissenschaftlichen Politikberatung formulierte er aber klare Handlungsansprüche: „Ich vertrete drei Trennlinien in der wissenschaftlichen Politikberatung: Es müssen Grenzen zu den Experten und der Wissenschaft definiert werden, Wissenschaft darf keine politischen Entscheidungen treffen und die Bewertung der Wissenschaft gehört nicht in die Politik.“ Er betonte die Verantwortung der Politik, Beratungsprozesse offen zu kommunizieren und Interessenskonflikte öffentlich zu machen, damit kein Lobbyismus entstehe.

Moderation: Dr. Katja Fels, Leiterin der Abteilung Wissenschaftskommunikation, Universität Bonn

Angeregt durch Fragen der Moderatorin Dr. Katja Fels (Leiterin der Abteilung Wissenschaftskommunikation, Universität Bonn) entstand eine lebhafte Podiumsdiskussion über das Verhältnis von Wissenschaft und Politik.

Auch das Publikum konnte sich bei einer anschließenden Fragerunde an der Debatte beteiligen und weitere Impulse für das Gespräch zur Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit der wissenschaftlichen Politikberatung einbringen.

Bilder: Pascal Nathaus / BAPP