Bei der Abschlussveranstaltung des Forschungsprojektes „Wirtschaftliche und politische Strategien im Crash?“ diskutierten renommierte Experten aus Wissenschaft und Praxis über „Rechtspopulismus und Unternehmerpopulismus als strategische Basis für den politischen Machterfolg von Donald Trump als US-Präsident“.
Der Geschäftsführer der Bonner Akademie, Dr. Stefan Brüggemann, begrüßte die Anwesenden und freute sich darüber, dass nun die Ergebnisse dieser besonders praxisnahen Studie vorgestellt werden können und bereits in Kürze ebenfalls die Publikation vielfältige, spannende Informationen und Denkanstöße über den Rechts- und Unternehmerpopulismus aus wirtschaftlicher und politischer Sicht liefern wird.
In seinem Eingangsstatement erörterte Prof. Dr. Ralf Tils (Leuphana Universität Lüneburg, APOS) noch einmal kurz den Ansatz der Studie. Wurde Silvio Berlusconi noch als Solitär angesehen, kamen durch Andrej Babiš, Christoph Blocher und Donald Trump weitere populistische Unternehmer-Politiker hinzu, wobei Trump als Extremfall besondere Aufmerksamkeit erreichte und die Frage nach den Erfolgsfaktoren (Sind Ökonomen bessere Politiker?) aufwarf. Besonders mache Trump, so Prof. Dr. Elmar Wiesendahl (APOS), dass er sich als „Spielverderber“ an keine politischen Gepflogenheiten halte, damit aber zugleich die Erwartungshaltung seiner Wählerschaft zum Teil erfülle. Trumps Wähler seien zum Teil vom „normalen“ politischen Prozess abgekoppelt, dass sie nur eine Fundamentalopposition gegen „Das System“ als akzeptabel betrachten würden, unwichtig inwieweit diese sinnvoll oder funktional sei.
Trump produziere daher für seine Anhänger eine eigene Wirklichkeit, die gegen die sogenannten „Fake News“ in Stellung gebracht werde. Unerheblich hierbei sei die tatsächliche Realität. Hierzu gehöre auch – so beide Projektleiter –, dass Trump gezielt habituell nicht Bannerträger bzw. Volkstribun der „entrechteten Masse“ sei, sondern sich explizit als patriarchaler Boss und Baulöwe darstelle.
Als wichtiger Unterschied zu anderen populistischen Unternehmer-Politikern stellte Prof. Dr. Elmar Wiesendahl heraus, dass Trump selbst nach seinem Ankommen in der Politik kein unideologisches Weltbild eines Unternehmers vermittelt. Besonders deutlich ließe sich das daran zeigen, dass er keinen ökonomischen nach Effizienz und Effektivität ausgerichteten Staatsumbau anstrebe, sondern sich nur von seiner Intuition und seiner Weltsicht leiten lasse. Auch in seiner Symbolsprache sei Trump kein Politiker. Sein „You’re fired!“ gelte in der unternehmerischen Welt gegebenenfalls als Zeichen der Stärke, in der politischen Welt sei dies eher ein Anzeichen persönlichen wie prozessualen Versagens.
Dr. Jared Sonnicksen(TU Darmstadt) richtete den Fokus auf die Midterm-Elections am 6. November 2018, bei denen sich kein klarerer Sieg des republikanischen oder des demokratischen Lagers feststellen ließ. Vielmehr müsse man an den diversen Wahlergebnissen ablesen, dass die USA sich zu einer neuen „Divided-Society“ entwickeln würden, bei der ähnlich starke Gräben wie bei den Rassekonflikten der 1960er Jahre möglich werden könnten. Hierzu trage die seit Jahren zunehmende Polarisierung der Gesellschaft erheblich bei. Ebenso problematisch sei – so Sonnicksen – das systematisch und verfassungsrechtlich angelegte „The-Winner-takes-it-all“-Prinzip, dass ebenfalls konsensuale Prozesse und damit ein auspendeln der Interessen erschwere und trotzdem den Anschein einer breiten Entschiedenheit in der Bevölkerung suggeriere.