Diskussionsveranstaltung: „Nachhaltiger Neustart: Die Soziale Marktwirtschaft in der Pandemie“

Bericht und Video der Online-Diskussion am 3. November 2020 in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung.

von Redaktion / in Podiumsdiskussionen /

Am 3. November 2020 diskutierten Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Alexander Bonde, der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Professor Manfred Fischedick, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie sowie Professor Justus Haucap vom Duesseldorf Institute for Competition Economics der Heinrich-Heine-Universität über das hochaktuelle Thema der ökonomischen und gesellschaftlichen Bewältigung der globalen Gesundheitskrise in Zeiten der Corona-Pandemie. Nach anfänglicher Begrüßung und Vorstellung der Diskussionsteilnehmer durch die Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung Bonn und des Politischen Bildungsforums NRW, Dr. Ulrike Hospes, und dem Geschäftsführer der Bonner Akademie, Dr. Stefan Brüggemann, führte die Journalistin und Nachrichtensprecherin, Mara Bergmann, durch den Abend. Die Kooperationsveranstaltung mit der Konrad-Adenauer-Stiftung fand aufgrund der aktuellen Situation ausschließlich digital via Zoom statt. Dennoch bot sie den zahlreichen Zuschauern in Form von Wortbeiträgen, dem Chat sowie der Teilnahme an mehreren Umfragen die Möglichkeit aktiv an der Diskussion zu partizipieren.

Hier können Sie sich die Online-Diskussion in voller Länge anschauen.
Die Gäste des Abends zum Thema „Nachhaltiger Neustart?“.
Die Diskutanten während der Online-Veranstaltung.

Hildegard Müller (VDA) stellte in ihrem kurzen Impulsvortrag zu Beginn die negativen Auswirkungen von Corona auf die Ökonomie heraus, die wiederum negative Folgen auf die ökologische Gesamtsituation bedingen würden. In diesem Kontext thematisierte sie ebenfalls die Ambivalenz von politischen Regulierungen. Darüber hinaus pointierte Müller ein Ungleichgewicht zwischen der öffentlichen Hand und der Ökonomie im Rahmen der ökologischen Ziele. Hierbei stellte sie eine Technologieoffenheit als Notwendigkeit für die Zukunft heraus, da diese Offenheit entscheidende und kreative Impulse begünstigen könnte. Generell machte sich Müller für die Einhaltung der Sozialen Marktwirtschaft und ihrer Mechanismen stark, die die ökologische Wende begünstigen würden.

Alexander Bonde (DBU) unterstrich in seinem Beitrag, dass eine Rückkehr zum Status quo ante Corona in ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht nicht zielführend sein könne, denn bereits heutzutage seien vier von neun planetaren Leitplanken, respektive Belastungsgrenzen (Artenvielfalt, Klimaveränderung / Waldreduzierung, Wasserverfügbarkeit und -qualität, Aerosolgehalt der Atmosphäre) entweder schon überschritten oder kurz vor dem kritischen Punkt. Aus diesem Grund insistierte Bonde auf eine rasche Lösungsfindung, wenngleich er diese als überaus komplex einstufte. In diesem Zusammenhang betonte er, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Bewältigung der Klimakrise einigermaßen glimpflich ablaufen könne. Je länger man abwarte, desto drastischer würden die ganzheitlichen Einschränkungen für die Menschen.

In den Augen von Professor Manfred Fischedick sei das aktuelle Jahrzehnt entscheidend für die Bewältigung der Klimakrise, weshalb er ebenfalls für ein rasches Handeln plädiere. Hierfür sei nämlich mittlerweile durch den allgewärtigen, öffentlichen Diskurs eine supranationale Basis entstanden, der man sich nicht mehr entziehen könne. In diesem Kontext habe die Corona-Pandemie bewiesen, dass die Möglichkeit zur Anpassung und Veränderung durchaus gegeben sei. Dies spiegele sich auch anhand der Mobilität wider. Kritisch sieht er hierbei nur, dass man erst auf die dringlichsten Symptome reagiere, sobald diese zutage treten würden, und nicht vorab proaktiv agiere. Dennoch zeigte sich Professor Fischedick hoffnungsvoll, da die Herausforderung der Klimakrise sukzessive die Aufmerksamkeit erhalte, die vonnöten sei, um sie zu bewältigen.

Im vierten und letzten Impulsvortrag betonte Professor Justus Haucap (DICE) die globalen Wechselwirkungen des Klimawandels, wobei er besonderen Fokus auf das Zusammenspiel zwischen Ökonomie und Ökologie legte. Er forderte, dass die Komplexität und Zusammenhänge stärker verinnerlicht werden sollten, sodass isolierte Betrachtungsweisen zunehmend obsolet werden müssten. In diesem Zusammenhang pointierte er anhand des „Stern-Reports“ von 2006, dass die finanziellen Auswirkungen eines ungebremsten Klimawandels im Endeffekt vielmehr ins Gewicht fallen würden, als die Kosten der aktuell notwendigen Maßnahmen. Hierbei sprach er sich für die Mechanismen einer CO2-Steuer aus, wenngleich bei allen Maßnahmen berücksichtigt werden sollte, dass sie sich nicht gegenseitig konterkarieren.

Die anschließende Diskussion, die durch Fragen und Impulse der Zuschauer, die im Verlauf der Diskussion im Chat gesammelt wurden, ergänzt wurde, nahm sich zum einen der politischen Relevanz der Klimakrise sowie den verschiedenen Lösungswegen dieses Problems und zum anderen dem Themenkomplex der E-Mobilität an. In dieser Hinsicht wurden besonders die Rolle der gesellschaftlichen Akzeptanz sowie die Notwendigkeit von Kontinuität in der Umweltpolitik betont. Einigkeit herrschte bei den Diskutanten und auch bei dem Publikum in den Potentialen und der grundsätzlichen Akzeptanz einer CO2-Bepreisung in Form einer CO2-Steuer und/oder eines Zertifikatshandels. Wichtig sei hierbei, dass die Rückwirkung für die Bevölkerung ersichtlich werden würde, sodass es zu keinen sozialen Verwerfungen kommt.

Abgerundet wurde die Diskussionsveranstaltung durch die jeweiligen Zukunftsprognosen /-wünschen des Podiums. Hierbei fiel auf, dass der Fokus weit über nationale Gesichtspunkte hinausging und weltweite Dimensionen zur Bewältigung der Klimakrise verstärkt in Betracht gezogen wurden. In diesem Kontext wurde besonders der Europäische Union das Potential einer Vorreiterrolle attestiert, an der sich die internationale Gemeinschaft orientiere könne.

Die spannenden Beiträge der einzelnen Diskutanten sowie das Zusammenspiel zwischen dem Publikum, der Moderation und des Podiums machten die Veranstaltung zu einem großen Erfolg. Wir bedanken uns noch einmal recht herzlich bei den zahlreichen Zuschauern sowie bei den Diskutanten und der Moderatorin.

Eine Diskussionsveranstaltung in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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