Am 6. Oktober 2021 feierte die Bonner Akademie ihr zehnjähriges Bestehen. Dies war Anlass für eine Jubiläumsveranstaltung, bei der im Fokus stand, was die BAPP seit nun einer Dekade verfolgt: Der Erkenntnisgewinn durch das Zusammenführen verschiedener Perspektiven.
Bilder: BAPP/ Günther Ortmann
Im Bonner Universitätsforum begrüßte die Akademie mit Reinhold Messner, Extrembergsteiger und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments, und Peter Müller, Bundesverfassungsrichter und ehemaliger Ministerpräsident des Saarlandes, zwei vielseitig bewanderte Gäste. Ihre von Neugierde und Neuanfängen geprägten Biografien passten besonders gut zum Titel der Veranstaltung: „Perspektivwechsel – Die Bedeutung von Grenzgängern für Politik und Gesellschaft“. Durch den Abend führte die Moderatorin Bettina Böttinger.
In seiner Begrüßung hob Prof. Bodo Hombach, Präsident der Bonner Akademie, die wichtige Arbeit des Trägervereins, des Kuratoriums und des Wissenschaftlichen Beirates hervor, ohne deren verlässliche und tatkräftige Unterstützung die vergangenen zehn Jahre nicht so erfolgreich verlaufen wären. Zum Thema des Abends sagte er, dass man Grenzen oftmals erst überschreiten müsse, um festzustellen, dass sie eigentlich künstlich behauptet sind. Es brauche daher Grenzgänger, um die Limits einer Gesellschaft zu hinterfragen und neu auszuloten.
Das zweite Grußwort hielt Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch, Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelmsuniversität Bonn. Er dankte seinem Vorgänger, Prof. Dr. Jürgen Fohrmann, der als damaliger Rektor die Gründung der BAPP zusammen mit Prof. Bodo Hombach und Dr. Boris Berger angestoßen hat. Die daraus erwachsene enge Zusammenarbeit führe er mit großer Freude fort. Er beglückwünschte die BAPP zum Jubiläum und hob mit Blick auf den Veranstaltungstitel auch nochmals die Rolle von Hombach hervor. Auch er sei ein Grenzgänger mit einer vielseitigen Biografie, dem es zudem immer wieder gelinge, verschiedene Menschen und unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen.
Anschließend hielt Reinhold Messner eine Impulsrede, in der er sein persönliches Verständnis des Grenzgängers erläuterte: Dorthin gehen, wo andere nicht sind. Er bezeichnete sich selbst als „horizontsüchtiger Mensch“, der Perspektivwechsel einnimmt, weil die Neugierde ihn treibt. Messner berichtete auch von verschiedenen Stationen aus seinem Werdegang – vom Bezwingen von Berggipfeln und (Eis-)Wüsten über die Zeit im Europaparlament bis hin zu der Gründung eines Museums. In der anschließenden Diskussion ergänzte Peter Müller seine eigenen Perspektiven. Zwar habe er „nur“ die Grenzen zwischen Legislative, Exekutive und Judikative überschritten, wie er humorvoll berichtete, dies aber ebenfalls als sehr abenteuerlich empfunden. Auch wenn beide Gäste sehr unterschiedliche Erfahrungsberichte im Gepäck hatten, hob Bettina Böttinger eine Gemeinsamkeit hervor: Beide haben der Politik den Rücken gekehrt. Auf die Frage, wie es zu diesen Entscheidungen kam, stellte sich heraus, dass sowohl Messner als auch Müller von Neugierde und dem Reiz neuer Herausforderungen angetrieben wurden. Außerdem sprachen beide darüber, dass Politiker ein anspruchsvoller Job sei. Messner sei mit mehr Respekt vor dem Beruf aus Brüssel gekommen, als er vorher gehabt habe. Müller ergänzte an anderer Stelle: „Möglicherweise haben Politik und Alpinismus die Gemeinsamkeit, dass man Glück hat, wenn man heil wieder rauskommt.“